DAKOSY Chief Security Officer Torsten Fokuhl

Interview • 15.06.2021

„Vier von vier“ zeigt die Gefahr

DAKOSY Chief Security Officer Torsten Fokuhl

DAKOSY Chief Security Officer Torsten Fokuhl verfasst in regelmäßigen Abständen einen internen Lagebericht zur Cybersecurity. Mit ihren Rechenzentren und als Plattformbetreiberin für den Hamburger Hafen zählt DAKOSY zur kritischen Infrastruktur. Im Kurzinterview berichtet Fokuhl, was ihn besonders alarmiert.

Wie steht es um die akute Bedrohungslage in der Logistik?

Ein Blick auf die Reedereien zeigt exemplarisch, wie präsent die Gefahr ist. Keine der vier größten Reedereien ist von einem Cyberangriff verschont geblieben. Angriffe gab es auf CMA CGM (Herbst 2020), MSC (April 2020), Cosco (2018) und Mærsk (2017). Auch die Internationale Schifffahrts-Organisation IMO traf es im September 2020 sowie, ganz aktuell, K-Line. Auch generell bleibt das Risiko branchenunabhängig hoch, da der Trend zu Professionalisierung, Arbeitsteilung und Fokussierung auf vermeintlich zahlungskräftige Wirtschaftsunternehmen anhält. Das BKA sieht Qualität und Quantität von Cyberangriffen gleichermaßen steigen, Europol spricht von „Crime as a Service“.

 

Welche Ereignisse behalten Sie unter dem Aspekt der digitalen Sicherheit dieses Jahr besonders im Blick?

In der zweiten Jahreshälfte könnte die Bundestagswahl am 26. September die Lage beeinflussen, etwa durch eine Zunahme von entsprechenden Schad-E-Mails. Ein weiteres wichtiges Datum für Hamburg und unseren Sektor der kritischen Infrastrukturen ist der ITS World Congress vom 11. bis zum 15. Oktober in Hamburg. Hier ist mit Formen von Hacktivismus zu rechnen. Dabei werden Computer und Rechnernetze als Protestmittel verwendet, um politische und ideologische Ziele zu erreichen.

 

Und wenn Sie noch weiter über den Tellerrand schauen…

Spekulativ könnte man aus den zunehmenden Spannungen USA–China und Ukraine–Russland eine steigende Cyber-Angriffsaktivität ableiten: China und Russland sind erkennbar gewillt, auch im Cyberraum zu agieren. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass größere Angriffskampagnen nicht begrenzt auf das primäre Ziel bleiben. Ein Beispiel hierfür ist die Ransomware NotPetya 2017, deren erstes Angriffsziel in der Ukraine lag. Unter den Opfern waren später aber auch viele namhafte Firmen wie die Reederei Mærsk.

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