Artikel • 18.12.2023

Aus ZAPP wird EMP im Hamburger Hafen

Der Exportprozess neu aufgesetzt

Jeder, der über den Hamburger Hafen Waren exportiert, kennt ZAPP. Die IT-Plattform ist ein Garant für die exportseitige Hafenkommunikation zwischen den beteiligten Akteuren. Jetzt werden die über viele Jahre gewachsenen Funktionalitäten und Anwendungen unter dem Namen EMP neu aufgesetzt. Zu den Highlights gehören die neue Webanwendung, die alle heutigen ZAPP-Anwendungen integriert, ein Login für alle Statusabfragen, komfortable und moderne Bediener-Oberflächen sowie die Etablierung des XML-Standards für alle Schnittstellen.

So sieht das neue MODUL"PORT ORDER STATUS“ aus, das übersichtlich Auskunft für die betreffenden export-Container gibt

Die IT-Plattform ZAPP steht für Zoll-Ausfuhrüberwachung im Paperless Port und wurde im Juli 1997 von DAKOSY gemeinsam mit der Hafenwirtschaft als flächendeckendes und verbindlich zu nutzendes IT-System für den Exportprozess über den Hamburger Hafen eingeführt. Unter dem Dach der ZAPP-Plattform wurden in den darauffolgenden Jahren weitere Services – teilweise neue, aber auch jene aus den Anfangsjahren DAKOSYs – zusammengefasst.

Seit 2020 wird ZAPP mit ihren unterschiedlichen Facetten und mannigfachen Funktionalitäten technisch neu aufgesetzt. „Nach außen zeigt sich diese Entwicklung am lautesten durch die neue Namensgebung. Unter der Marke EMP führen wir die ganze ZAPP-Familie inklusive aller Services, wie zum Beispiel ZAPP@Gate und ZAPP@Status zusammen“, zeigt Kai Stanislaus auf, bei DAKOSY verantwortlich für das Projekt. Vier Jahre hat der Hamburger Softwareanbieter für die Umsetzung eingeplant. Ende 2024 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Schon jetzt sind einige der Ergebnisse erlebbar. Die Pilotphase läuft. Stanislaus konkretisiert: „Dazu gehört die Webanwendung. Sie ist für berechtigte User das Schaufenster in die Exportdaten, die über die Plattform ausgetauscht werden. Sie bietet unter anderem eine moderne Bedieneroberfläche, viele Filtermöglichkeiten und ein vereinheitlichtes Login.“ Doch der Löwenanteil des Projekts ist für die Anwender unsichtbar. Stanislaus schätzt, dass etwa sieben Achtel der technischen Neuerungen im Hintergrund laufen. Dabei liegt ein Fokus auf der Etablierung von XML-Schnittstellen für die Datenübertragung, einem international bekannten und anerkannten Standard.

Die EMP im Praxistest

Unsere Pilotpartner Zollagentur Behlich, das Containerterminal EUROGATE und das Zollamt Hamburg berichten über ihre ersten Erfahrungen mit der neuen EMP.

Pilotpartnerin für die Schnittstelle

Sara-Louise Behlich, geschäftsführende Inhaberin der gleichnamigen Zollagentur ist Pilotpartnerin für die Nutzung der Port Order XML-Schnittstelle. In ihrer Geschäftstätigkeit deckt sie eine große Bandbreite für den Export ab – sowohl in Bezug auf die Warenarten als auch die verschiedenen Typen der Zollanmeldung. Die Nachrichten erfasst sie in der Speditionssoftware CargoSoft GE und sendet sie über die neue XML-Schnittstelle an die EMP. Behlich gibt einen Eindruck: „In der Testphase haben wir 80 Prozent aller Anmelde-Varianten abbilden können. Vom Container über Ro/Ro bis hin zu Breakbulk waren alle Warenarten vertreten.“

Alle von ihr angemeldeten Nachrichten waren Echtdaten, so dass die EMP unter Realbedingungen getestet wurde. Besonders hilfreich war, dass alles über ihren Schreibtisch ging. Sie kennt jeden Anmeldefall und konnte direktes Feedback geben, wenn es noch Optimierungsbedarf gab. Ein besonderer Schwerpunkt lag darauf, die bidirektionale Kommunikation – also den Datenaustausch in beide Richtungen – sicherzustellen. Behlich nennt ein Beispiel: „Wenn ich einen Hafendatensatz verschicke, muss mir die Z-, B- oder S-Nummer und später die Zollfreigabe oder eine andere Zollanordnung zurückgespielt werden.“ Der neuen EMP attestiert die Zollexpertin, dass sie – genau wie ihr Vorgänger ZAPP – ein sehr zuverlässiges und zugleich modernes System sei. Dementsprechend positiv fällt ihre Bewertung der Pilotphase aus: „Durch den stets professionellen Support und insbesondere die Überwachung in der Echtphase konnte gewährleistet werden, dass Hindernisse überwunden und alle Sendungen termingerecht verladen wurden. Die Programmierung des Systems ist hochkomplex. Als Informatikerin schätze ich die Leistung des gesamten Projektteams sehr. Ich freue mich auf die finale Implementierung.“

Webanwendung im Test

Für Marcus von Pruski und sein Team von EUROGATE waren insbesondere die Services ZAPP@Gate und ZAPP@Status bisher im Tagesgeschäft von Bedeutung. Als Pilotpartner testeten sie nun die neue EMP-Webanwendung für ihre Prozesse. Von Pruski berichtet aus der Praxis: „In der EMP werden die Funktionen ZAPP@Gate und ZAPP@Status zusammengeführt. Einmal eingeloggt, können wir jetzt beispielsweise unklare Container prüfen, was Teil unserer Tätigkeit ist. Der Workflow ist viel besser, da wir nicht mehr zwischen den ZAPP-Welten wechseln müssen.“

Etwa zwei bis drei Tage vor der Schiffsankunft beginnt von Pruski mit seinem Team zu prüfen, welche zu verladenden Containern unsicher sind. Dazu zählen Container, die beispielsweise noch nicht angeliefert oder vom Zoll nicht freigegeben sind. Bis etwa sechs Stunden vor Schiffsankunft können sie nach der Ursache forschen, danach bleibt der Container stehen. „Die EMP ist ein wichtiges Arbeitsinstrument und liefert uns über die hinterlegten Status wichtige Hinweise, warum manche Exportcontainer unklar sind.“ Neben der einfacheren Handhabung, begeistert von Pruski auch die moderne, optisch sehr gute Oberfläche. „Alles in allem sehr ansprechend und funktional“, so sein Fazit.

Von Anfang an mit eingebunden

Von Anfang an in die Neuerungen mit eingebunden war auch der Zoll als Dreh- und Angelpunkt für Exporte über den Hamburger Hafen. Bereits im Mai 2022 hat DAKOSY dem Zollamt Hamburg – Arbeitsgebiet 30 – die EMP-Webanwendung als Nachfolger der ZAPP-Anwendung bereitgestellt. Für Ricarda Zahn und Mathias Faber vom Zollamt Hamburg erfüllt die neue Anwendung alle erforderlichen Kriterien: „Die EMP ist in erster Linie die Schnittstelle zum ATLAS-Verfahren des Zolls und unterstützt die Wirtschaftsbeteiligten in der Übermittlung der Teilnehmernachrichten von der Gestellung (Ankunft) der Waren im Hafen Hamburg bis zur Freigabe zum Ausgang und im weiteren Verlauf der Ausgangsbestätigung.“ Im Wesentlichen seien die Funktionalitäten aus ZAPP übernommen worden, so dass sich für die Arbeitsweise grundsätzlich keine Veränderungen ergeben hätten. Die Kontinuität ist gewollt, denn die Zöllner:innen sollen sich auch auf der neuen Plattform leicht zurechtfinden. Dabei bleibt aber auch Raum für Neues. Zahn und Faber berichten über ihre Erfahrungen: „Der Anwenderkomfort ist nunmehr an aktuelle Standards angepasst worden. Das äußert sich in einer intuitiven und übersichtlicheren Bedienung. Zudem ist mit der neuen webbasierten Anwendung eine ortsunabhängige Anmeldung und damit auch eine Bearbeitung im Homeoffice möglich.“

 

 

„Nach außen zeigt sich diese Entwicklung am lautesten durch die neue Namensgebung.  Unter der Marke EMP führen wir die ganze ZAPP-Familie inklusive aller Services, wie zum Beispiel ZAPP@Gate und ZAPP@Status zusammen“.

Kai Stanislaus, bei DAKOSY verantwortlich für das Projekt EMP

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