Artikel • 26.04.2023
CO2-Reporting wird absehbar verpflichtend
Das Zukunftsthema Nachhaltigkeit beschäftigt die Transport- und Logistikbranche
Die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen entwickelt sich von der Kür zur Pflicht. Für die Transport- und Logistikbranche bedeutet dies: Jeder Transportabschnitt muss ausgewiesen und in der Summe berichtet werden. Ein Puzzle, für das es jemanden braucht, der die Daten zusammenbringt. Hier sieht Sven Reimers, Business Developer bei DAKOSY, eine gute Chance, sich mit Plattformdienstleistungen einzubringen.
Das Zukunftsthema Nachhaltigkeit beschäftigt die Transport- und Logistikbranche. Die Logistik macht etwa 10 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus (McKinnon, 2018). Der größte Anteil entfällt auf den Straßengüterverkehr. Aktuell gibt es verschiedenste Möglichkeiten, sich in diesem Bereich zu engagieren, sei es durch Nachhaltigkeitsbilanzen, Transport-Emissionsrechner oder die Reduktion des hinterlassenen CO2-Fußabdrucks. Viele Unternehmen – wie DAKOSY auch – investieren zusätzlich in Klimaschutzprojekte, um ausgestoßene Emissionen zu kompensieren und klimaneutral oder -positiv zu werden.
Was bisher im mittelständisch geprägten Logistiksektor auf freiwilliger Basis und individuell stattfindet, wird in den nächsten Jahren einen verpflichtenden Charakter annehmen. Reimers nennt die Gründe: „EU- und nationale Vorgaben regulieren zunehmend den Umgang und die Ausweisungspflicht von Emissionen. Zusätzlich gerät das Thema der Nachhaltigkeit immer mehr in den öffentlichen Fokus, so dass Logistikdienstleister ihre C02-Emissionen zunehmend reporten.“

Diverse EU-Pakete…
Allein auf EU-Ebene gibt es aktuell mehrere große Pakete, die das Thema Nachhaltigkeit beinhalten. Dazu zählen der EU Green Deal, das EU Climate Law, die Count Emissions EU, die REPowerEU, die EU Taxonomie sowie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die letztgenannte Richtlinie hat Reimers besonders im Blick. Sie ist Anfang des Jahres in Kraft getreten und verpflichtet Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung anhand von verbindlichen EU-Standards.
Die Richtlinie wird stufenweise umgesetzt: Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen müssen die Kriterien schon für das Geschäftsjahr 2024 erfüllen. Für das Geschäftsjahr 2025 wird die Richtlinie für Unternehmen mit über 250 Mitarbeiter:innen oder mindestens 40 Mio. Euro Jahresumsatz bindend. Ab dem Geschäftsjahr 2026 folgen kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen.
.. und Verlader bestimmen das Tempo
„Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die klein-und mittelständisch geprägte Logistik verpflichtet, Emissionen EU-konform auszuweisen. Doch das ist eher ein theoretischer Termin“, bewertet Reimers und ergänzt, „in der Realität sind Logistiker als Auftragnehmer oftmals Teil der Lieferkette eines Großunternehmens. Und diese werden die CSRD-Indikatoren von ihren eingesetzten Speditionen und deren Subunternehmern einfordern, sobald sie selbst die Richtlinie erfüllen müssen.“ Daraus folgert er, dass diesen Dienstleistern nur ein paar Jahre Zeit bleibt, ein belastbares CO2-Reporting zu aufzubauen.
Doch wie bringt eine Spedition, die international Tür-zu-Tür-Transporte für große Verlader abbildet, nun all die Nachhaltigkeitsdaten zusammen, die durch die unterschiedlich genutzten Verkehrsträger an den Umschlagpunkten und die eingesetzten Subunternehmer anfallen? „Die an der Transportkette Beteiligten müssen künftig die auf den einzelnen Transportabschnitten angefallenen Emissionen mit ihrem Auftraggeber teilen. Daran führt kein Weg vorbei“, versichert Reimers. Wichtig sei, dass der Datenaustausch sicher, neutral und in hoher Qualität erfolgt.
Kurz vorgestellt
Sven Reimers, Sven Reimers, 29 Jahre, ist seit 2022 als Business Developer für DAKOSY tätig. Zuvor arbeitete er bereits im Rahmen des IHATEC-Forschungsprojekts ROboB mit dem Hamburger Softwarehaus zusammen. Darüber hinaus hat er weitere Forschungsprojekte im Bereich Logistik begleitet. Von 2018 bis 2022 war Reimers wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Logistik und Unternehmensführung der Technischen Universität (TUHH) in Hamburg. Ebenfalls an der TUHH hatte er bis 2018 den Masterstudiengang Logistik, Infrastruktur und Mobilität absolviert.
Sven Reimers
IT-Plattformen zum Teilen geeignet
Genau in diesem Segment liegt eine der Kernkompetenzen von DAKOSY. Über die Community-Plattformen im Seehafen Hamburg und am Flugfrachtdrehkreuz Frankfurt bildet der Digitalisierer bereits die Ist- und Plandaten für die Supply Chains von Luft- und Seefracht ab. „Wir bringen alle Voraussetzungen mit, um den Tausch dieser Emissionsdaten auf unseren IT-Plattformen zu ermöglichen“, folgert Reimers.
Was da ohne ein Daten-Pooling auf die Seehafenakteure zukommt, verdeutlicht Reimers an einem Beispiel: „Allein im Hafenhinterlandverkehr von Hamburg sind fast 500 Fuhrunternehmen, die ihre CO2-Emissionen an Reedereien oder Speditionen berichten müssen.“ Die neuen Anforderungen haben deshalb große Auswirkungen auf die digitale Hafenwirtschaft.
DAKOSY entwickelt Service für See- und Luftfracht
DAKOSY könne diese Daten zusammenführen, stellt Reimers in Aussicht. Denn in den Community Plattformen sind schon viele transportrelevante Informationen aus der Im- und Exportabwicklung vorhanden, die auch um die Weitergabe von Emissionsdaten ergänzt werden könnte. Dies könne insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen interessant sein. „Viele der größeren Firmen hingegen verfügen über eigene Daten, die ebenfalls über die DAKOSY-Community-Plattformen geteilt werden könnten“, so Reimers´ Überlegung.
Die Überlegungen im Hinblick auf ein entsprechendes Produkt sind bei DAKOSY schon sehr weit gediehen. "Die Gespräche mit Kooperationspartnern, Interessenten sowie langfristigen Partnern laufen, um alle Anforderungen aufzunehmen“, verrät Reimers. Er sensibilisiert insbesondere die mittelständischen Logistiker sich zeitnah auf die neuen Regularien einzustellen, um bei künftigen Ausschreibungen nicht am geforderten Nachhaltigkeitsreporting zu scheitern.