Interview • 13.12.2022

Blick des Zolls auf ICS2

„Wir erhoffen uns eine deutlich bessere Datenqualität“

(Foto: Zoll)

Die Verbesserung der Risikoanalyse von Waren vor dem EU-Eintritt ist das entscheidende Ziel für die Einführung des ICS2-Verfahrens. Monika Prosten vom Zollkriminalamt erklärt, welche Komponenten dazu beitragen, dass das System schlagkräftiger wird.

Inwieweit bedeutet das neue Verfahren eine Entlastung des Deutschen Zolls?

Monika Prosten: Das neue Verfahren bietet die Möglichkeit der Real-Time-Kooperation mit den Risikoanalyseeinheiten anderer Mitgliedstaaten, der Schweiz und Norwegen. Dies stellt fachlich einen immensen Mehrwert dar, insbesondere da Deutschland sehr häufig lediglich das Transitland ist, der tatsächliche Empfänger der Waren aber in einem anderen Mitgliedsstaat ansässig ist. In ICS2 haben wir als Zoll nun die Möglichkeit, eventuell vorliegende Erkenntnisse zu bekannten Beteiligten sendungsbezogen und rein IT-gesteuert untereinander auszutauschen. Daraus folgt eine verbesserte Risikoanalyse, durch die auch unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Vornahme effizienter Kontrollen unterstützt werden.

Warum wird ICS2 eingeführt und welche Vorteile entstehen dadurch?

Monika Prosten: Der Hauptgrund ist die Kooperation der EU-Mitgliedstaaten im Bereich des Risikomanagements. Darüber hinaus bietet ICS2 auch die Möglichkeit des Multiple Filings, von der wir uns eine deutliche Verbesserung der Datenqualität erhoffen. Zudem sind die Prozesse in ICS2 zukunftsorientiert ausgelegt und bieten Raum für eine Verbesserung der Kommunikation und der Abläufe. Insbesondere die künftigen zentralen Komponenten werden bessere Auswertungen und die Nutzung von Komponenten Künstlicher Intelligenz im Rahmen der Risikoanalyse ermöglichen.

Die Wirtschaft profitiert vor allem durch die Umsetzung der von der EU-Kommission entwickelten gemeinsamen Teilnehmerschnittstelle – dem Shared Trader Interface (STI), da durch die zentrale Anbindung an eine Kommunikationsschnittstelle eine jeweilige systemseitige Anbindung an einzelne EU-Mitgliedstaaten entfällt. Aber auch die stärker harmonisierten Prozesse der EU-Zollverwaltungen werden den Wirtschaftsbeteiligten Vorteile bringen.

Wie ist der Deutsche Zoll vorbereitet?

Monika Prosten: Wir haben uns in einem umfassenden Projekt mit allen beteiligten Stellen – also IT-Projektsteuerung, fachlicher Steuerung und dem Risikomanagement – gut vorbereitet und konnten sowohl die erforderlichen IT-Komponenten als auch die notwendigen Änderungen in den operativen Abläufen in Risikoanalyse und Kontrolle erarbeiten. Deshalb wird die deutsche Zollverwaltung zum 1. März 2023 mit ICS2 startklar sein.

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