Interview • 18.12.2023

Dieter Spark geht in den Ruhestand

41 Jahre DAKOSY: Persönlicher Ein- und Ausblick

Die Karriere von Dieter Spark begann 1982 und ist eng verwoben mit dem Hamburger Softwarehaus DAKOSY. Als Werkstudent erlebte er die Geburtsstunde des damaligen Start-ups mit, durchlief in den folgenden Jahren einen Großteil der Abteilungen, bevor er 2002 in den Vorstand berufen wurde. Zum 31. Dezember dieses Jahres geht der 65-Jährige in den Ruhestand. Doch zuvor gibt Spark dem DAKOSY-Magazin noch einen persönlichen Ein- und Ausblick, rund die um smarte Logistik, 41-Jahre DAKOSY und Zukunftsaufgaben.

 

Wie sind Sie auf DAKOSY aufmerksam geworden?


Ich habe die Geburtsstunde von DAKOSY 1982 an der Seite des ersten Geschäftsführers Volkhard Erdelbrock miterlebt. Dieser war im Rahmen seiner vorherigen Tätigkeit von der Gesamthafenbetriebsgemeinschaft mit einer Machbarkeitsstudie für DAKOSY beauftragt worden. Ich habe für ihn als Werkstudent gearbeitet. Als die Studie positiv ausfiel, wurde er Wunschkandidat für den Chefposten des Start-ups und nahm mich mit. Meine Eltern waren alles andere als begeistert. Denn strenggenommen war DAKOSY zum damaligen Zeitpunkt noch gar keine echte Firma, sondern ein drei Jahre dauernder Testbetrieb, ausgestattet mit einem Budget von 2 Mio. DM.

Was hat Sie zum damaligen Zeitpunkt an der Kombination aus Logistik und IT fasziniert?

Von Logistik hatte ich keinen Wind, mich haben Programmier- und IT-Kenntnisse für DAKOSY qualifiziert. Den Job als Werkstudent, den ich für zweieinhalb Jahre übernahm, hatte mir ein Professor innerhalb meines Wirtschaftsingenieurstudiums vermittelt.
Die ersten echten Logistik-Begegnungen hatte ich mit den Hafenarbeitern der damaligen Tallyfirmen, eine Branche, die es heute durch die Containerisierung nicht mehr gibt. Ihre Aufgabe war es, Waren zu verpacken und versandfertig zumachen – messen und wiegen inklusive. Als wir mit unseren Computern anrückten, um die Voraussetzungen zu schaffen, die Abfertigung  zu digitalisieren, wurden wir sehr skeptisch angeschaut. Die gestandenen Hafenarbeiter mit ihrer gestochenen Handschrift sahen nicht den geringsten Anlass, den Stift gegen die Tastatur einzutauschen.
Doch als der erste Kaiantrag „über die Leitung lief“, war es für alle sehr faszinierend. Auch wenn der Ton mit den Praktikern bei meinem ersten Auftrag etwas rau ausfiel, ist insbesondere der Austausch mit den vielen an der Logistikbranche Beteiligten bis heute hochspannend für mich. Im Vergleich bringt die Software-Entwicklung im Logistikumfeld eine Vielzahl von Anwendungen und Kunden mit sich. Und am Ende gibt es ein für viele sichtbares Ergebnis – ob im Hafen oder bei den Speditionen, Verladern und Logistikern.

Beide Themen haben Sie seitdem nicht mehr losgelassen. Was waren in den vergangenen 40 Jahren aus Ihrer Sicht die größten Digitalisierungssprünge in der Logistik?

Mitte der 80er war der überbetriebliche Datenaustausch bahnbrechend – also der Gedanke, Daten über Firmengrenzen hinaus auszutauschen. Dieses Prinzip liegt seit 1982 all unseren Anwendungen zugrunde: Wir erfassen Daten innerhalb der Transportkette nur einmal und stellen diese zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung.
Ein weiterer Meilenstein für die Logistik war die Akzeptanz des Zolls, mit den Wirtschaftsbeteiligten elektronisch Zolldaten auszutauschen. Auch die im Hamburger Hafen 1997 eingeführte digital unterstützte Exportkontrolle mit der IT-Plattform ZAPP war hierbei ein Baustein. Seit Anfang der 2000er Jahre erleichtert das Internet den Datenaustausch zwischen den Unternehmen. Die Eintrittshürden werden niedriger, denn Firmen können über die bestehenden Internetanbindungen kostengünstig auf Anwendungen zugreifen. Das hat der Logistik im Datenaustausch einen Schub versetzt.

Ein besonders spannender Moment bei DAKOSY war für mich…

… als unsere Vision, inhaltlich über das Port Community System und geografisch über den Hafen Hamburg hinauszuwachsen, Wirklichkeit wurde. Unsere Gesellschafter gingen mit und wir konnten in der Folge das Zollthema befördern, verstärkten unsere Speditionssoftware mit der Übernahme von CargoSoft aus Bremen und lancierten am Flughafen Frankfurt die Community Plattform FAIR@Link. Für mich persönlich bedeutete dies, dass ich Teil des auf zwei Personen erweiterten Vorstands wurde – gemeinsam mit Ulrich Wrage. Das war 2002 – und aus anfänglich sieben Mitarbeitern war mittlerweile ein Team von 100 Beschäftigten gewachsen. Auch das hat mich beeindruckt.

Welche neuen Aufgaben sehen Sie für DAKOSY für die Zukunft?

In allen Geschäftsbereichen, in denen wir aktiv sind, gibt es noch sehr viel zu tun. Wir haben die Expertise, dieses Potenzial zu heben. Beispielsweise wird der Zollbereich auf europäischer Ebene weiter digitalisiert, wir können unser Zollprodukt stärker in die Verladerschaft bringen, mit zusätzlichen Anwendungen eine smarte Hafenwelt etablieren und weitere Flughäfen an FAIR@Link anbinden. Die Integration neuer Technologien – insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz – wird das Automatisierungsspektrum erweitern.

Was empfehlen Sie Logistikern und Verladern, um IT-technisch die Nase vorn zu haben?

Die bisherigen Prozesse müssen auf den Prüfstand und die Schlüsse gezogen werden. Dazu braucht es das richtige Mindset im Management und den Mut, etwas zu verändern. Es reicht nicht einen CDO – also einen Chief Digital Officer – einzustellen. Dieser muss auch organisatorisch entsprechend aufgehängt und mit den entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein. Ansonsten bleiben die Firmen im Tagesgeschäft verhaftet. Kurzfristig gesehen sind Digitalisierungsprojekte – gerade für Klein- und Mittelständler – ein Kraftakt. Aber es lohnt sich. Meinen Erfahrungen nach ergeben sich hohe Einsparungen, die bis zu 50 Prozent ausmachen können.

Was hätte Sie alternativ zu einer Karriere bei DAKOSY beruflich gereizt?

Es gab keinen Karriereplan B, noch nicht einmal einen Karriereplan A. Nach dem Abitur wusste ich eher genau, was ich nicht wollte: Es war für mich keine Option, die Gärtnerei meiner Eltern zu übernehmen. Mein Studium als Wirtschaftsingenieur lieferte mir zunächst eine breite Basis. Sicherlich hätte auch ein anderes Unternehmen außerhalb der IT, aber innerhalb der Logistik, zu mir gepasst. Zum Beispiel hätte ich mir einen beruflichen Weg bei einer Fluggesellschaft vorstellen können.

Inwieweit werden Digitalisierungsthemen für Sie auch künftig eine Rolle spielen?

Sicherlich werde ich weiter aktiv verfolgen, wie sich diese Welt in der Zukunft weiterentwickelt. Das Interesse an der Thematik wird bleiben, aber keinen aktiven Part in meinem Leben mehr einnehmen. Es gibt viele andere spannende Themen, die jetzt mehr Raum bekommen werden.

Worauf freuen Sie sich für Ihren neuen Lebensabschnitt besonders?

Auch hier habe ich, wie damals, als ich mein berufliches Leben startete, noch keinen Masterplan. Aber feststeht, dass ich mich darauf freue, mehr Zeit für meine Hobbies zu haben. Ich treibe leidenschaftlich gerne Sport. Dazu gehören Radfahren, Schwimmen, Skifahren, Wandern und Motorradfahren. Auch die Vorstellung zu Reisen, ohne an bestimmte Termine gebunden zu sein, gefällt mir.

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